Selbstständig, freiberuflich oder im Kollektiv: Berufliche Perspektiven für Frauen im Klima- und Umweltschutz

Wenn Frauen sich selbstständig machen, dann oft mit ökologischem Anspruch. Auf der Fachveranstaltung der ÖKOTHEK von LIFE am 20. Juni geben Expertinnen und Berliner Gründerinnen Einblicke, was bei grüner Gründung, Nachfolge und Selbstständigkeit wichtig ist.
Martina Bergk

© LIFE Bildung Umwelt Chancengleichheit

„Macht es einfach!“

Die ökologisch nachhaltige Umgestaltung der Wirtschaft ist in vollem Gange. Einen wichtigen Motor dafür stellen Grüne Gründungen und Startups dar, die mittlerweile einen hohen Prozentsatz bei den Gründungen ausmachen.

Auch wenn Frauen hier schon überproportional vertreten sind, sollten wir diese Entwicklungen weiter im Blick behalten, empfahl Martina Bergk, Geschäftsführerin von LIFE, in ihrer Begrüßung.

 

 

Referentin der Fachtagung

@ LIFE Bildung Umwelt Chancengleichheit

Herzstück Nachhaltigkeit

Zur Einführung präsentierte Layla Müller vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V motivierende Zahlen und Fakten aus dem bundesweiten „Green Startup Monitor 2024“.  

„Nachhaltigkeit ist das Herzstück der Unternehmensphilosophie von Frauen“, sagt Layla Müller, sie stellen wie andere grüne Unternehmen ihre Betriebe adaptiver auf und sind dadurch ein wichtiger Motor für die Transformation unserer Wirtschaft. Der jährliche Report vom Startup Verband zeigt, dass Grüne Startups sich im Vergleich zu nicht-grünen Startups durch einen höheren Gründerinnenanteil auszeichnen (24 % gegenüber 17 %). Unterschiede gibt es auch in der Führungsebene: Hier liegt der Frauenanteil bei 30 %, gegenüber 23 %.

„Wenn gründen, dann gleich mit nachhaltiger Brille“

Layla Müller betonte außerdem die Bedeutung von Vernetzung und plädierte für Gründungszuschüsse und Coaching-Programme, die Gründungen mit gesellschaftlichem und sozialen Nutzen einbeziehen und auch Gruppen erreichen, die nicht dem Bild des typischen Gründers entsprechen.

Arbeiten im Kollektiv: „Mit Spaß und Step by Step!“

Lisa Häfner, Projektleiterin bei LIFE, berichtete von ihren Erfahrungen in einem Kollektiv als mögliche Unternehmensform. Bei KanTE*, einem Kollektivbetrieb für angepasste Technik, konnte sie neben inhaltlichen Interessen ihrem Wunsch nach einer gleichberechtigten, solidarischen und kooperativen Zusammenarbeit nachgehen.
Die Vorteile eines Kollektivs liegen für sie vor allem in der Alternative zu hierarchisch organisierten, nach dem Konkurrenzprinzip funktionierenden Formen des Wirtschaftens. Solidarität, Transparenz, Vertrauen und Verbindlichkeit sind aus ihrer Sicht die zentralen Werte, die ein gut funktionierendes Kollektiv bietet.
Für ein Kollektiv sind unterschiedliche Rechtsformen möglich.

Purpose als Antrieb

Die Gründerinnenzentrale in der Weiberwirtschaft eG hat bereits 32.000 Frauen mit Beratung und verschiedenen Veranstaltungsformaten bei der Existenzgründung unterstützt.
„Frauen gründen anders und bringen frischen Wind in unsere Lebens- und Arbeitswelten“, so Dr. Annika Backe, Projektleitung der Gründerinnenzentrale. Im Kern geht es ihnen darum, mit Nachhaltigkeit, Impact oder Diversität eine gerechtere Welt zu schaffen. Frauen-Teams zeichnen sich in ihrer Unternehmensstrategie häufig durch einen stärkeren Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit aus, 61 % identifizieren sich zudem mit dem Bereich Social Entrepreneurship. 

Frauen gründen oft im Nebenerwerb und neben der Familie

Frauen machen nur 20 % der Gründer*innen in Deutschland aus, so der Female Founders Monitor. Die Gründung fällt häufig in die Phase der Familienplanung: 41 % der Gründerinnen und 44 % der Gründer haben Kinder. Für Alleinerziehende reduziert sich die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit um knapp sechs Stunden.
Das Thema Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben kann eine Herausforderung in der Selbstständigkeit sein, bietet aber auch Chancen für eine flexible Arbeitszeitgestaltung.
Was Frauen brauchen, ist „Beharrlichkeit, Neugier, Resilienz und ganz viel Humor.“

Videobotschaft mit Bild der Dozentin

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„Holt euch die Fördergelder!“

Eine klare Botschaft per Video kam von Gitanjali More, Gründerin von Confused mother. Sie strahlt in die Kamera bei der Vorstellung ihres Consulting und Coaching-Angebots für internationale Eltern in Berlin.

Ihr Tipp für Frauen, die gründen möchten: Holt euch die finanziellen Unterstützungen und Fördergelder! Sucht Menschen, die zu euch passen und macht es auf eure ganz eigene Weise. Seid dabei immer offen, Neues zu lernen, dann kommt ganz viel für euch zurück.“

 

„FLINTA* im Handwerk motivieren“

Die Tischler*in und Restaurateur*in Aday Mazuela wählte für den Weg in die Selbstständigkeit eine Unternehmensnachfolge. Aday Mazuela übernahm 2024 viel Elan und Überzeugung den Malerladen in Berlin-Kreuzberg. Der Laden für biologische Baustoffe und Sanierungsarbeiten wird seit 1988 ausschließlich von Frauen* geführt.
Aday Mazuelas Ziel ist es auch, mehr FLINTA* zu motivieren, unternehmerisch tätig zu werden. „Wenn wir es schaffen, die Berufs- und Lebensperspektiven von FLINTA* positiv zu verändern, stärkt das die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands und die grüne Transformation.

Nach Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung IfM suchen rund 150.000 Unternehmen in Deutschland dringend eine Unternehmensnachfolge.

Die eigene innere Nachhaltigkeit nicht aus dem Blick verlieren

Katharina Schüßler alias „KÄTHE“ ist als Tanz- Therapeutin, Künstlerin und Unternehmerin. Gemeinsam mit Johanna Ernst (Nachhaltigkeitsökonomin) bietet sie mit Ab in die Transformation“ verschiedene Formate in ganz Deutschland an, um Menschen mit ihren Potenzialen, Ressourcen und Visionen zu verbinden. Als Coach und Therapeutin begleitet sie Menschen individuell in ihrer Kreativität und Selbstwirksamkeit. „Ich will bunte und spielerische Elemente in die Nachhaltigkeit bringen und Change-Maker empowern“, so Gründerin Käthe.
Bei allem Engagement ist es wichtig, auch ein Augenmerk auf die eigene innere Nachhaltigkeit richten: „Sonst sind wir zu schnell im Burn-out.“

 Arbeitet mit Passion!“

Agnes Duda stellte ihren Weg vom ehrenamtlichen Engagement in die Selbstständigkeit vor.
„In Umweltinitiativen wie den Prinzessinnengärten, Kunststoffe e.V. oder der Klimawerkstatt Spandau habe ich das gelebt, was mein Herz mir sagte. Ich konnte Berufserfahrung sammeln und meine Stärken entdecken und bekam schließlich Aufträge für meine Passion.“ Heute schätzt sie die Flexibilität von freiberuflichen Aufträgen und einem Angestelltenverhältnis.

Wichtig ist ihr, das zu machen, wofür sie brennt und auch anderen Frauen empfiehlt sie, ihrem Herzen folgen.

 


Die Veranstaltung war ein Angebot aus dem Projekt Ökothek. Das Projekt Ökothek wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung.