Inklusion am Arbeitsplatz – Unternehmensbeispiele

Pfizer Deutschland GmbH

Foto: Außenansicht Pfizer Deutschlandzentrale Berlin am Potsdamer Platz
© Pfizer Deutschland GmbH

„Unsere Unternehmenskultur der offenen Worte schafft Vertrauen.“

Jürgen Bufler

stellv. Schwerbehindertenvertreter, Aufsichtsratsmitglied, Pfizer Deutschland GmbH

Foto: Jürgen Bufler © Jürgen Bufler

Wie setzen Sie die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in ihrem Unternehmen um?

Jürgen Bufler: „Mitarbeitende mit einer Behinderung tragen bei Pfizer ihren Teil zum Unternehmenserfolg bei. Ein Aspekt dieses Erfolges ist das gewonnene Vertrauen der Mitarbeitenden mit einer Behinderung offen dem Unternehmen gegenüber zu kommunizieren. Das hat die Schwerbehindertenvertretung mit der Umsetzung der Unternehmenskultur geschafft, in der offene Worte gesprochen, gute Ideen geteilt und Schwierigkeiten und Fehler nicht versteckt werden. Artikel in der Mitarbeiterzeitung, Info-Flyer, Berichte über die Arbeit der Schwerbehindertenvertretung auf der Betriebsversammlung, Informationen auf der Intranetseite und Empfehlungen zu Informationsstellen haben dazu geführt, dass die Behinderung von Mitarbeitenden innerhalb des Unternehmens thematisiert wird. Das Ergebnis ist die Steigerung der Anzahl von registrierten Mitarbeitenden mit Behinderung von 3 auf 5 %, die als Erfolg der Arbeit und Vertrauen in die Firma und deren Kultur gewertet wird.“

Wie verstehen Sie Integration?

Jürgen Bufler: „Inklusion bedeutet ein Bewusstsein für die Diversität der Behinderungen zu schaffen. Behinderungen sind vielfältig. Genauso groß ist auch das Spektrum der Unterstützungsmöglichkeiten. Bei einer körperlichen Beeinträchtigung kann eine Arbeitsplatzanpassung vorgenommen werden. Bei einer psychischen Erkrankung gilt es noch viel mehr, Verständnis gegenüber der/ des Erkrankten und innerhalb der Mitarbeiterschaft zu schaffen sowie Unterstützungsangebote aufzuzeigen. Aus diesem Grund arbeitet das Unternehmen z.B. eng mit dem Fürstenberg Institut zusammen. Dort können sich Mitarbeitende mit psychischen Erkrankungen für Beratungen hinwenden. Die Kosten übernimmt Pfizer.“

Welche Tipps können Sie anderen Unternehmen und Fach- und Führungskräften mit Behinderung geben?

Jürgen Bufler: „Psychische Erkrankungen nehmen zu. Oft sind es psychische Erschöpfungszustände. Eine Unternehmenskommunikation der offenen Worte, Verständnis sowie vom Unternehmen losgelöste, anonyme Beratungsangebote helfen, das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen, offen Probleme anzusprechen.“

Aus dem Arbeitsalltag eines Mitarbeitenden mit Behinderung

Jürgen Bufler: „Ich selbst habe eine psychische Erkrankung. Mit meiner Behinderung gehe ich sehr offen um und mache damit anderen Mut, sich an uns, die Schwerbehindertenvertretung, zu wenden. Ich bin seit mehr als 26 Jahren bei Pfizer. Im Laufe der Jahre war ich im Außen- und Innendienst auch als Führungskraft z.B. im Bereich Marketing, Medizin sowie im Projektmanagement tätig. Im Jahr 2011 wurde ich krank und war für mehrere Monate ausgefallen. Ich habe jetzt einen Grad der Behinderung von 40%. Nach einer Reha startete ich mit dem Hamburger Modell wieder in den Arbeitsalltag. In dieser Zeit engagierte ich mich zunehmend in der Schwerbehindertenvertretung des Unternehmens und wurde stellvertretender Schwerbehindertenvertreter. Heute bin ich nicht mehr im operativen Geschäft, sondern freigestellter Betriebsrat der Deutschlandzentrale und weiterhin stellvertretender Schwerbehindertenvertreter. Vor Kurzem bin ich zum Mitglied im Aufsichtsrat gewählt worden. Damit bin ich der Erste mit einer Behinderung im Aussichtsrat.“