Inklusion am Arbeitsplatz – Unternehmensbeispiele

SRZ BERLIN – Satz-Rechen-Zentrum Berlin

Foto: Mitarbeiterin SRZ Berlin mit Arbeitsassistentin im Gebärdensprachendialog
© SRZ Berlin  

“Inklusion hilft uns dabei, genauer hinzuschauen, wie sich jede und jeder Einzelne einbringen kann.”

Gabriele Tiede

Personalleiterin, SRZ BERLIN

Foto: Gabriele Tiede © SRZ Berlin

Wie setzen Sie die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung in ihrem Unternehmen um?

Gabriele Tiede: “Unser Anspruch ist es, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen. Deshalb sind wir ständig darum bemüht, die noch vorhandenen Barrieren auszumachen, Maßnahmen für deren Abbau zu entwickeln und Barrierefreiheit im SRZ Berlin zu haben. Dazu nutzt das Satz-Rechen-Zentrum Berlin externe Beratungsangebote und Fördermittel wie den Eingliederungszuschuss, technische Arbeitshilfen, Arbeitsassistenz, Kommunikationsschulungen des Integrationsamtes und des Integrationsfachdienstes. Das Unternehmen bietet auch Praktika zur Arbeitserprobung, mit der Option, das Unternehmen und Tätigkeiten in den Bereichen Mediengestaltung, Fachinformatik, Systementwicklung, Digitalisierung und kaufmännische Verwaltung kennen zu lernen.”

Wie verstehen Sie Integration?

Gabriele Tiede: “Unser Credo lautet: In unserer Verschiedenheit sind wir gleich – Barrierefreiheit in unseren Köpfen.
Auch wenn Durchhaltevermögen bei den langen Antragsverfahren gefragt ist, lohnt sich der Einsatz. Denn der Nutzen von Inklusion von Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben ist der Abbau von Vorurteilen. Inklusion hilft dabei, genauer hinzuschauen, wie sich jede und jeder Einzelne einbringen kann.”

Welche Tipps können Sie anderen Unternehmen und Fach- und Führungskräften mit Behinderung geben?

Gabriele Tiede: “Für die Stellenbewerbung gebe ich folgende Tipps: Gute Information der Bewerberin und des Bewerbers über das Unternehmen sowie die Formulierung der eigenen Kompetenzen, die das Unternehmen stärken können. Eine Behinderung steht nicht im Vordergrund. Entscheidend für eine Einstellung ist, ob die Kompetenzen und Fähigkeiten zum Unternehmen passen. Ich empfehle allerdings eine Behinderung offen anzusprechen, damit für einen optimalen Arbeitsplatz gesorgt werden kann. Mein Tipp: Einfach ausprobieren!”

Aus dem Arbeitsalltag einer Mitarbeiterin mit Behinderung

“Mein Schreibtisch sollte so stehen, dass ich meine Kolleginnen und Kollegen im Großraumbüro sehen kann. Das war mein erster Wunsch als neue Mitarbeiterin an das 14-köpfige Digitalisierungsteam des SRZ Berlin. Wenn meine Kolleginnen und Kollegen mich auf sich aufmerksam machen wollen, richten sie ihre Schreibtischlampen in meine Richtung und blinken kurz damit oder sie gehen zu mir und tippen an meine Schulter. Um mich als Gehörlose in das Team zu integrieren nahmen alle an einer vom Integrationsfachdienst durchgeführten Kommunikationsschulung teil. Für Teambesprechungen wird das Kommunikationsunterstützungssystem “Phonak” verwendet, das auf den jeweiligen Sprechenden ausgerichtet und über Kopfhörer verstärkt empfangen wird. Weiter wurde ein Computer-Chat-Programm für das Team eingerichtet. Eine Gebärdensprachendolmetscherin wird regelmäßig als Arbeitsassistenz eingesetzt, um zum Beispiel wichtige Neuerungen von Arbeitsabläufen zu vermitteln. Beworben hatte ich mich Anfang 2011 mit einer Initiativbewerbung,  bei der mich der unabhängige Jobvermittler “taktilum” unterstützte. Aufgrund des guten Eindrucks wurde ich, anfänglich gefördert mit einem Eingliederungszuschuss von der Agentur für Arbeit, eingestellt. Meine Aufgabe besteht darin, eingescannte Dokumente zu indexieren, das heißt zu kategorisieren, damit diese im Anschluss weiter verarbeitet werden können. Auf eigene Initiative bildete ich mich mit einem Sprachförderkurs für hörgeschädigte Erwachsene mit Förderbedarf bei “unerhört e.V.” weiter. Diese Weiterbildungsmaßnahme übernahm der Integrationsfachdienst für hörbehinderte Menschen.”