Inklusion am Arbeitsplatz – Unternehmensbeispiele
Florida Eis – Berliner Eismanufaktur seit 1927
Foto: Olaf Höhn © Floriada Eis
„Bei uns ist die Inklusion genauso wichtig wie der Klimaschutz und unterstützt mein Konzept. Ich habe nur gute Erfahrungen mit Mitarbeitenden mit Beeinträchtigungen gemacht. Sie stehen auf der Seite des Unternehmens, tragen erheblich zu einem positiven Betriebsklima bei und zeigen uns die Welt, wie sie ist“
Welche Unternehmensphilosophie lebt Ihr Unternehmen in Bezug auf Inklusion?
Olaf Höhn: „Schon im Bäckereibetrieb meines Vaters waren behinderte Menschen, oft Kriegsversehrte, selbstverständlicher Teil des Unternehmensalltags. Ich bin mit sozialer und karitativer Verantwortung aufgewachsen, Inklusion bedeutet für mich ganz selbstverständliche Zugehörigkeit.“
Welche Tipps können Sie anderen Unternehmen und Fach- und Führungskräften mit Behinderung geben?
Olaf Höhn: „Die Menschen sind oft bemühter als andere und sehr zuverlässige Mitarbeiter. Sie empfinden das Unternehmen als ihr Zuhause. Sie tragen sehr zu einem positiven Betriebsklima bei und erhalten auch große kollegiale Unterstützung. Als Arbeitgeber habe ich auch eine soziale Verantwortung – ich habe genug, ich kann auch was abgeben.“
Aus dem Arbeitsalltag von Mitarbeitenden mit Behinderung
„Das soziale Denken in der Firma ist sehr gut“, so Uwe Martinangeli, der vor fünf Jahren als Fahrer bei Florida Eis eingestellt wurde. Kurz danach hatte er einen Herzinfarkt, konnte drei Monate nicht arbeiten. „Obwohl ich noch in der Probezeit war, war es nie ein Thema, dass ich meinen Job verlieren könnte. Im September 2020 hatte ich dann einen Arbeitsunfall, bin beim Ausliefern auf einer Kellertreppe schwer gestürzt – Meniskus kaputt. Wieder bin ich mehr als ein Jahr ausgefallen. Woanders wärst du weg. Hier aber achten nun alle beim Einteilen der Fahrrouten darauf, dass ich nicht so lange Wege oder zu viele Stufen habe. Da ist schon viel kollegiale Unterstützung.“
Auch Sandra Hellpap, Reinigungskraft im Florida Eis green Café in der Ellipse, gegenüber vom Rathaus Spandau, bestätigt den großen Zusammenhalt bei Florida Eis, wo sie nun schon 16 Jahre arbeitet. Vor vier Jahren hatte sie Brustkrebs und fiel fast eineinhalb Jahre aus. „Ich hatte große Angst, dass ich nicht mehr im Café arbeiten kann. Herr Höhn hat mir die Angst genommen.“ Die „Ellipse“ ist das zweite Zuhause von Sandra Hellpap, wo sie sich auch privat gerne mit Kolleginnen zum Kaffeetrinken trifft. „Heute kann ich in Absprache ganz flexibel Stunden reduzieren. Ich fühle mich sehr wertgeschätzt, der Chef kennt wirklich alle Mitarbeitenden. Es ist wie eine große Familie.“