Kiezgarten mit bunten Blumen

© LIFE

Gesundheitskarte Neukölln

Eine Gesundheitskarte für Berlin-Neukölln – In den Wohngebieten Flughafenstraße und Donaustraße-Nord haben wir die die Wechselwirkungen zwischen Stadtplanung, Mobilität, Gesundheit und Klima erforscht und kartiert.

Bewegung und Mobilität im Kiez – Was kann verbessert werden?

Viele Faktoren belasten die Gesundheit von Menschen in städtischen Quartieren. Zusammen mit den Bewohner*innen untersuchten wir vier Faktoren, die das Zufußgehen und die Gesundheit fördern oder beeinträchtigen können: Aufenthaltsqualität, steigende Temperaturen, Barrieren im öffentlichen Raum und (Verkehrs-)Sicherheit.
Das Projektergebnis sind zwei Karten, die zeigen wo sich Menschen zu Fuß gerne und gut fortbewegen können und welche Belastungsfaktoren, also Hemmnisse und Barrieren, bestehen. Die Karten sowie Handlungsempfehlungen liegen auf Deutsch, Türkisch, Englisch und auf Arabisch vor.

Die Karten „Cool zu Fuß durch den Kiez“ und „Barrieren, Mängel und Hitzebelastungen“

Die erste Gesundheitskarte „Cool zu Fuß durch den Kiez“ zeigt, wie sich Fußgänger*innen sicher, barrierearm und auf kühlen Wegen durch den Kiez bewegen können, wo es Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten sowie Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten gibt.

Die zweite Gesundheitskarte offenbart Barrieren, Mängel und Hitzebelastungen, die das zu Fuß unterwegs sein in den Quartieren erschweren. Sie soll Politik und Verwaltung auf Probleme aufmerksam machen und helfen, diese schneller zu beheben.

 

Gesundheitskarte: Cover der Broschüre

© LIFE e.V.

Handlungsempfehlungen

Zu den Karten gehört der Handlungsleitfaden „Zu Fuß unterwegs in Berlin-Neukölln. Mit Bürger*innenbeteiligung Barrieren und Hitzebelastung abbauen und gesunde Fußmobilität fördern“ mit konkreten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen. Der Handlungsleitfaden ist in drei weiteren Sprachen erhältlich:

Die meisten Empfehlungen richten sich direkt an die Verwaltungsebenen im Land Berlin, an die entsprechenden politischen Entscheidungsträger*innen sowie Verkehrs-, Umwelt- und Stadtplaner*innen, die an lokalen Veränderungen beteiligt sind. Die Empfehlungen sind nummeriert und können so auf der zweiten Gesundheitskarte gefunden werden. Sie sollen die Fußgänger*innenfreundlichkeit und Aufenthaltsqualität verbessern und die Anpassung an den Klimawandel vorantreiben.

Fußgänger*innenfreundlichkeit und Aufenthaltsqualität verbessern!

Das bedeutet konkret die Qualität der Gehwegbeläge steigern, Bordsteinkanten flächendeckend absenken, breite Gehwege schaffen und vor allem barrierefreie Wege trotz Baustellen zu ermöglichen. Dazu zählt außerdem die Notwendigkeit Aufzüge zu reparieren und Stufen mit Geländern und Rampen auszustatten. Kreuzungen müssen sicherer werden, Ampelschaltungen , Zebrastreifen und Markierungen für Fußgänger*innen und die Beleuchtung sind zu verbessern. Perspektivisch sollen mehr Straßen verkehrsberuhigt werden und die Sicherheit an U-Bahnhöfen stärker in den Fokus gestellt werden.

Der Hitze begegnen: Klimawandelanpassung!

Der Belastung durch die zunehmende Hitze in den Sommermonaten soll mit öffentlichen Brunnen (Straßenbrunnen und Trinkwasserspender) gemildert werden. Zusätzlich sollen Grünanlagen, Schattenplätze und Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum geschaffen werden. Zurzeit sind die barrierearmen Wege ausgerechnet solche, die im Sommer stark von Hitze belastet sind. Sie zu kühlen Wegen umzuwandeln, sollte Priorität bekommen. Insgesamt soll ein kühles und barrierefreies Wegenetz entstehen.


Zum Hintergrund des Projekts

Zu Fuß gehen ist gesund, umweltschonend und kostenlos. Nahezu alle Menschen sind zu Fuß oder mit Hilfsmitteln unterwegs und füllen unsere Straßen und Plätze mit Leben. Das Design von Stadtstrukturen und -räumen sichert die Erreichbarkeit von Einrichtungen und fördert das zu Fuß gehen, die so genannte Walkability. Mit diesem wichtigen Baustein der Stadtgesundheit haben wir die Bedarfe aktiver Alltagsmobilität für Stadtbewohner*innen erfasst und bewertet.

Umsetzung des Projekts

Mit Stadtteilspaziergängen, gemeinsamen Kartierungen und Interviews mit Bewohner*innen der Quartiere ermittelten wir die thermische Belastung, die Verkehrssicherheit und -barrieren sowie das subjektive Sicherheitsgefühl.

Besonders berücksichtigt wurden Gruppen, die besonders viel zu Fuß gehen und dabei besonderen Risiken ausgesetzt sind: Bewohner*innen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen, Kinder bzw. deren Erziehungsberechtigte, Frauen, queere Menschen, Betroffene von rassistischen oder antisemitischen Handlungen sowie die Mitarbeitenden des Quartiersmanagements und anderer lokaler Initiativen.

Umweltgerechtigkeit in der Flughafenstraße und Donaustraße-Nord

Die Quartiere Flughafenstraße und Donaustraße-Nord stechen im Umweltgerechtigkeitsatlas der Stadt Berlin (2021/2022) als mehrfachbelastete Gebiete besonders hervor. Aus diesem Grund haben wir diese beiden Wohngebiete untersucht, in denen städtebauliche und soziale Faktoren, aber auch die wirtschaftliche Situation zu Problemen beim nachbarschaftlichen Zusammenleben führen, z.B. auf Straßen und Plätzen oder an den Schulen. Hier werden Menschen in ihrem Stadtteil von der gesamtstädtischen Entwicklung ausgeschlossen und ihre Gesundheit besonders bedroht.

Handlungsempfehlungen umsetzen

Die Ergebnisse unseres Projekts wurden im Rahmen einer temporären Spielstraße im Donaukiez sowie auf einem Straßenfest im Flughafenkiez im Mai 2023 vorgestellt. Die Karten und die Handlungsempfehlungen haben wir dort und mit Bewohner*innen, lokalen Akteuren und Politik vor Ort diskutiert.


Dieses Projekt wurde aus Erlösen der 15. Sonderbriefmarke „Für den Umweltschutz“ zum Thema „Umweltschutz ist Gesundheitsschutz“ durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und das Umweltbundesamt gefördert.



Das Projekt Gesundheitskarte wird umgesetzt von LIFE e.V.