Blick von oben auf eine bunte Menschengruppe bei der Eröffnung eines Kiezgartens

© Kiezkollektiv e.V.

Stadteilgrün und Umweltgerechtigkeit im Donaukiez

2024 endete unser Projekt „Stadteilgrün und Umweltgerechtigkeit im Donaukiez“. In sechs Jahren gestalteten wir nachbarschaftliche und sozialraumorientierte Angebote im öffentlichen Raum für mehr Umweltgerechtigkeit. Besonders wichtig in jeder Phase des Projekts: die Ansprache und Beteiligung der Bewohner*innen.

Begrünt und nachbarschaftlich

Das Quartier Donaustraße-Nord sticht im Umweltgerechtigkeitsatlas der Stadt Berlin (2021/2022) als mehrfachbelastetes Gebiet besonders hervor. Hier werden Menschen in ihrem Stadtteil von der gesamtstädtischen gesundheitlichen Entwicklung ausgeschlossen.

Gemeinsam mit Akteur*innen und Bewohner*innen veränderten wir in dem Projekt „Stadteilgrün und Umweltgerechtigkeit im Donaukiez“ vorhandene Freiflächen, um die Umweltsituation zu verbessern. Zusammen planten und gestalteten wir öffentlich zugängliche Orte. Das Besondere dabei war der partizipative Ansatz. Von der Planung über Bau und Gestaltung bis hin zur Nutzung arbeiteten Umwelt-Akteur*innen, Gruppen und Bewohner*innen von Anfang an mit.

Mobile Pflanzkästen, Kiezgarten und Kiezecken

Mit Pflanzkästen und dem Kiezgarten entstand ein neuer Ort im Quartier zur Erholung und für nachbarschaftliches Zusammenleben, gleichzeitig gestalteten wir dabei ein Nachbarschaftsnetz für die notwendige Pflege und Betreuung des Gartens. Besonders wichtig sind die Grün- und Freiflächen für die Optimierung des Mikroklimas und für die Verbesserung nachbarschaftlicher Begegnung abseits von kommerziellen Angeboten. Mit dem Donaueck als erste Kiezecke schufen wir das erste Tauschregal für die Nachbarschaft. Heute warten bereits in sechs Kiezecken alte und neue Schätze zum Tausch.

Logo grüner Donaukiez

Partizipative Kiezbegrünung mit mobilen Pflanzkästen

Mit mobilen Pflanzkästen (Donau-Kästen) werteten wir das Quartier optisch und gesundheitlich auf. Schnell und einfach wurden die Donau-Kästen gemeinsam mit den Bewohner*innen umgesetzt.

Mit Schulkindern, Gruppen und Anwohner*innen aus dem Quartier bauten wir vier Pflanzenkästen und begrünten diese. Beim gemeinsamen Bau, der Gestaltung und Bepflanzung gewannen alle Beteiligten handwerkliche Fähigkeiten und sahen noch lange einen von ihnen angefertigten Kasten auf der Straße im Kiez. Durch den Eigenbau, die Bemalung und Bepflanzung der Kästen identifizierten sich Kinder und Erwachsene in besonderem Maße mit ihrem Kiez. Eine wichtige und besonders erfolgreiche Aktion innerhalb unseres Projekts.

In zwei aufeinanderfolgenden Sommern standen die Donau-Kästen vor Kiez-Einrichtungen und wurden zu grünen Treffpunkten. Gleichzeitig erweiterten sie das spärliche Grünangebot im Quartier.  Heute stehen die Pflanz-Kästen auf Schulhöfen im Quartier und werden hier durch Arbeitsgruppen weiter betreut.

Der Kiezgarten: ein partizipativ geplanter Nachbarschaftsort

Der Donau-Kiez bietet keine öffentlichen Grün- und Freiflächen für nachbarschaftliche Begegnungen. Daher entstand in gemeinsamer Planung mit den Bewohner*innen die Idee eines Kiezgartens in einer teilweise gesperrten Wohnstraße. Die Straße als einziger öffentlicher Freiraum wird so für die Bewohner*innen grün und nutzbar. Und das partizipativ. Temporär entsteht im Rahmen einer zeitlich begrenzten Spielstraße von Mai bis September viermal ein Vorgeschmack auf einen solchen Garten.

Die Idee des Kiezgartens als grüner und vor allem bleibender Ort für Nachbarschaft, Begegnung und Umweltgerechtigkeit im dicht bewohnten Donaukiez wird nach dem Ende des Projekts vom Quartiersmanagement weiter verfolgt.

Unsere Erfahrungen

Von vielen für viele: Partizipation ist das A und O für nachhaltige Quartiersarbeit

Von der Ideenfindung über die Planung und Umsetzung bis hin zur Nutzung – eine breite Beteiligung ist wichtig für die Akzeptanz, die Integrität und Identifikation der Nachbarschaft mit dem Projekt. Zentral dabei sind die aufsuchende Arbeit, niedrigschwellige Beteiligungsmöglichkeiten und Mehrsprachigkeit bei der Ansprache der Bewohnerschaft. Besonders bewährt hat sich dabei, Bewohner*innen auch bei Bau und Gestaltung mitwirken zu lassen.

Lebendige Nachbarschaften benötigen „Dritte Orte“

Dritte Orte, also Orte nachbarschaftlicher Gemeinschaft, fördern niedrigschwellige Begegnung und lebendige Nachbarschaft. Sie sind wichtig für den sozialen Zusammenhalt und bieten Möglichkeit zur Teilhabe am Kiezgeschehen und dem öffentlichen Freiraum. Das sind wichtige Aspekte für Umweltgerechtigkeit.

Netzwerke verstärken die Wirkkraft

Die Vernetzung von Initiativen, Gruppen und Projekten im Quartier sowie die gemeinsame Planung und Umsetzung von Ideen führt zu einem lebendigem Austausch. Das potenziert in der Folge die Wirkkraft einzelner Projekte. Das ist wichtig z.B. für die Reichweite von Veranstaltungen oder die Ansprache und Durchmischung verschiedener Zielgruppen.

Aufbauten erfordern langfristige Patenschaften

Um Aufbauten im öffentlichen Raum wie den Kiezgarten oder das Donaueck nachhaltig zu verankern sind langfristige Partnerschaften mit Institutionen notwendig. Sie sind zentral für die notwendige Pflege, Wartung und Unterhaltung solcher Installationen. Patenschaften für diese Aufgaben müssen aktiv unterstützt werden, denn sie sind keine Selbstläufer.

​Nachbarschaften brauchen Gemeinwesenakteur*innen

Für die Nachbarschaftsarbeit sind Gemeinwesenakteurìnnen im Kiez wichtig. Aktuelle Akteur*innen wie Schulen, Organisationen und Gruppen sind mit ihren Kernaufgaben ausgelastet und können daher im Kiez nicht über ihre Orte hinaus agieren. Notwendig sind Gemeinwesenakteur*innen, die vernetzen und motivieren und dadurch eine Dynamik des Engagements für die Nachbarschaft auslösen.

​Umweltgerechtigkeit langfristig sichern

Eine nachhaltige Verstetigung des Projektziels „Umweltgerechtigkeit“ erfordert langfristig gesicherte Mittel. Sie ermöglichen belastbare Partnerschaften in der Kommune sowie im Quartier. Eine Verstetigung erfolgreicher Projekte allein durch ehrenamtliches Engagement ist unrealistisch. Zukünftige Projekte sollten die Weiterführung erfolgreicher Pilotmaßnahmen durch kommunale Strukturen bereits vor ihrem Start einplanen.


Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat und das Land Berlin im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil, Programm Soziale Stadt