Berlin – Netzwerktreffen der Frauen im Handwerk
Engagiert wurde am 12. September 2022 in Berlin-Kreuzberg diskutiert – Beim diesjährigen Netzwerktreffen der Frauen im Handwerk trafen sich Handwerkerinnen, Inhaberinnen und Geschäftsführerinnen aus ganz Berlin und debattierten über Möglichkeiten zur Transformation Berlins für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Was braucht das Handwerk, um zur Transformation beitragen zu können?
Die Teilnehmerinnen suchten Antworten auf drängende Fragen: Wie stellen wir uns sozial und ökologisch auf? Welche Bedingungen braucht das Berliner Handwerk, um zur Transformation beitragen zu können oder wie können wir den Herausforderungen der Klimakrise begegnen? An sechs Themen-Tischen wurden im World Café neue Ideen erörtert und Forderungen an die Politik formuliert.
„Für die Wende fehlen die Menschen“
Unsere Geschäftsführerin, Martina Bergk moderierte den Austausch zu der wichtigen Frage: „Wie finden wir Fachkräfte für die Energiewende?“
Wie schnell die Energiewende und damit effektiver Klimaschutz gelingt, hängt auch davon ab, wie viele Fachkräfte sie umsetzen. Die Herausforderung ist grundsätzlich: Mindestens 140.000 Stellen waren schon vor der Corona-Pandemie im gesamten Handwerk nicht besetzt, weil die ausgebildeten Menschen fehlen. Der Nachwuchs geht zwar zu Hunderttausenden mit Fridays for Future auf die Straße und demonstriert für mehr Klimaschutz – mit einer Handwerksausbildung Klimaschutz selbst in die Hand zunehmen, stellt für sie aber offensichtlich keine Perspektive dar. Die Berliner Innung für Sanitär, Heizung und Klima beispielsweise zählt aktuell rund 1.200 Azubis statt 3.000 vor zehn Jahren.
„Klischeefrei lohnt sich“
Kinder schon frühzeitig in Schule, Kita und Freizeit an das Handwerk heranführen lohnt sich, sagt Martina Bergk, Geschäftsführerin von LIFE e.V. im Ergebnis der Diskussionsrunden. Dabei müssen die Angebote klischeefrei und gendersensibel sein: „Wir brauchen mehr Praktikumsangebote, mehr weibliche Rollenvorbilder im Handwerk und am besten gleich eine ganze Girls Day-Woche.“
Martina Bergk präsentiert gleich eine ganze Palette von Möglichkeiten, um mehr Menschen für das Handwerk zu begeistern. Ausbildende Betriebe sollten ihre Ausbildungsinhalte modernisieren und die Wünsche junger Menschen nach mehr Flexibilität, Work-Life-Balance und überschaubarer Verantwortung berücksichtigen. Aber auch die Erwachsenenbildung sollte neue Wege gehen und beispielsweise den Quereinstieg von Frauen fördern.
„Wir machen Umwelt- und Klimaschutz – wir bereichern die Stadt“
Eine wichtige Prämisse für eine Wende sind für Martina Bergk die Ziele junger Menschen. Viele Jugendliche wollen sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzen, aber ihnen fehlen in dem Kontext die Informationen und der Zugang zu Handwerksberufen, in denen sie das erreichen können. Und immer weniger junge Menschen wollen einen Führerschein machen, sie wollen kurze Berufswege und diese ökologisch verantwortlich zurücklegen können. Sie wünschen sich moderne, kooperative und flexible Arbeitsbedingungen. „Das müssen wir berücksichtigen und Ausbildungsinhalte und -methoden entstauben. Weniger putzen lassen, sondern mehr Umweltbewusstsein und Chancengerechtigkeit aufzeigen,“ schlägt die Bildungsexpertin vor. So kann das Handwerk Menschen für die Klimawende gewinnen.
„Transformation geht nur mit dem Handwerk“
Berlins Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote begrüßte diese Ideen und stellte fest, dass die Energiewende nur mit dem Handwerk erreicht werden kann. Zudem hob auch sie die Bedeutung klischeefreier Angebote hervor.