Frauen – Erfolgreich im grünen Job!

Rückblick auf den Fachtag „Berufliche Perspektiven für Frauen im Klima- und Umweltschutz“ am 23. November

Wie komme ich in einen grünen Beruf? Hauptberufliche Umwelt- und Klimaschützerinnen zeigen wie es geht.

Am 23. November 2022 fand unsere Fachveranstaltung „Berufliche Perspektiven für Frauen im Klima- und Umweltschutz“ statt. Expertinnen stellten das „Greening“ der Berufswelt vor. Denn in der Metropole Berlin, einer der grünsten Städte Europas, ist das Umweltbewusstsein hoch und die klimapolitischen Ziele ambitioniert – das spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt.

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„Beim Klimaschutz haben wir keine Zeit zu verlieren.“

„Die Arbeitswelt geht große Schritte in Richtung Nachhaltigkeit“, stellte Martina Bergk, Geschäftsführerin von LIFE, in ihrer Begrüßung erfreut fest. Neue Berufsfelder entstehen, Prozesse werden optimiert und neue Kompetenzen sind gefragt. Eine nachhaltige Transformation bezieht alle Arbeitsplätze mit ein und darin liegen auch Chancen für den Einstieg. „In nahezu allen Branchen gibt es Potenziale, nachhaltig im Berufsalltag zu handeln und vor allem Frauen sollten sie beruflich mitgestalten und nutzen. Schließlich dürfen wir beim Klimaschutz keine Zeit verlieren“, so Bergk. Sie studierte nach einer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau Energietechnik und verantwortet jetzt vor allem die umwelt- und klimaschutzbezogenen Projekte bei LIFE.

 

„Globale Klimaschutzabkommen sind wichtig, aber wir müssen sie auch endlich umsetzen.“

Kathleen Mar vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam machte deutlich, warum die Umsetzung bereits vereinbarter Klimaziele und Abkommen so wichtig ist. Mar berichtete als Teilnehmerin von der internationalen Klimakonferenz (COP27), die in diesem Jahr in Sharm El-Sheikh in Ägypten stattfand. Trotz vieler Enttäuschungen, die die Grenzen der internationalen Klimapolitik und ihre Komplexität erneut sehr deutlich machten, sieht sie auch die Chancen. „Wir haben bereits viele Als  Vereinbarungen getroffen, wir müssen sie nun dringend umsetzen. Darin liegt unsere Chance und wir sollten sie ergreifen“, forderte die US-amerikanische Wissenschaftlerin.

Frauen in grünen Jobs – als Chemikerin zum Umweltschutz

Kathleen Mar hat sich als Chemikerin nicht sofort beruflich mit dem Klimaschutz beschäftigt. Aber jetzt ist sie froh ihr Herzensanliegen auch an ihrem Arbeitsplatz verfolgen zu können. Kathleen Mar ist seit 2012 am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) und leitet die Gruppe „Klimaschutzmaßnahmen in nationalen und internationalen Prozessen. Kathleen promovierte in Atmosphärenchemie an der University of California, Berkeley und arbeitete bei der United States Environmental Protection Agency (US EPA), bevor sie zum IASS kam. Sie verbindet wissenschaftliche Expertise mit praktischer Erfahrung in Politik und Verwaltung. Das prägt ihren Ansatz sowohl in der Forschung als auch in der politikorientierten Arbeit.

„Handlungsoptionen in der Klimawandel-Kommunikation aufzeigen.“

Carolin Fleischmann leitet die Geschäftsfeldentwicklung bei co2online, einer gemeinnützigen Organisation, die Verbraucher*innen bei Klimaschutzmaßnahmen berät. Sie ist Germanistin und seit 12 Jahren bei co2online. Den Umweltbereich hatte sie beruflich zunächst nicht ins Auge gefasst. Als Expertin freut sie sich jetzt sehr darüber Klimaschutzmöglichkeiten „übersetzen“ zu können. Eine zentrale Stolperfalle in der Klimawandelkommunikation ist aus ihrer Sicht der mangelnde Aufruf zu konkretem Handeln. „Das Wissen über den Klimawandel ist bei der Mehrzahl der Menschen in Deutschland angekommen, doch die Art der Darstellung löst vor allem Ohnmachtsgefühle aus. Das sollte in der Kommunikation zukünftig vermieden werden, gute Klimakommunikation ist wirksame Klimakommunikation“, sagt sie.

„Wie können wir unseren CO2-Fußabdruck verringern?“

„Wir brauchen Wissen darüber, wie wir effektiv unseren CO2-Fußabdruck verringern können.“ Aktuell, stellt sie fest, wird die Vermeidung von Plastik und der Einkauf regionaler Produkte stark überschätzt. Beide Handlungsmöglichkeiten sind wichtig für die Umwelt, die CO2-Reduktion liegt aber nur bei 83 kg pro Kopf. Der Einbau moderner Heizungen und eine bessere Wärmedämmung bewirkt mit 770kg pro Person neunmal mehr. Eine Flugreise weniger im Jahr, reduziert den CO2-Ausstoss um 680kg und der Verzicht auf Fleischgerichte ganze 450 kg. „Viele Menschen suchen inzwischen dringend einen Ansatzpunkt für klimabewusstes Handeln. In der Energie- und Umweltberatung schafft das neue berufliche Chancen.“

Role Models in grünen Jobs – Was geht beruflich im Klima- und Umweltschutz?

Die Impulsvorträge der beruflichen Umweltschützerinnen ermutigten die Teilnehmerinnen der Tagung zu vielen Fragen. Drei weitere Vorbilder in grünen Berufen beantworteten diese im zweiten Teil der Veranstaltung.

„Grüne Jobs – Folgt eurem Herzen!“

Laura Damerius, Biologin, aktuell Stadtnatur-Rangerin, vermittelt zwischen Mensch und Natur in Berlin Mitte. Sie beobachtet ihr Revier, dazu gehört die wissenschaftliche Kontrolle, aber auch die Information der Bürger*innen. Sie begeistert die Vielfalt ihrer Aufgaben im Grünen: „Durch meine Kontrollgänge in den Parks oder anderen Einsatz-gebieten verbinde ich die Berliner*innen viel stärker mit der Natur in ihrem Kiez“, sagt sie. „Die Menschen, die ich anspreche, weil sie beispielsweise ihren Hund in das Unterholz laufen lassen, wissen oft nicht, warum ihr Verhalten schädlich ist. In diesem Fall sind die Vögel betroffen, die dort unten nisten. Sie geben ihre Nistplätze auf, wenn sie mehrfach gestört wurden.“ Ihr Tipp: „Nutzt den ökologischen Bundesfreiwilligen Dienst bei der Stiftung Naturschutz. Das Netzwerk hilft auch später weiter, zum Beispiel werden Mitarbeiter*innen darüber gesucht und gefunden.“

„Niemand erfüllt alle Jobanforderungen!“

Déborah Alves de Alcântara, Umweltingenieurin aus Brasilien, jetzt bei einem Energieberatungsunternehmen in Berlin, betonte den großen Fachkräftemangel in der Energietechnik und -beratung. Deshalb würden auch Wissenslücken bei der Einstellung akzeptiert. Die Arbeitgeber seien zu vielen Weiterbildungen oder Einarbeitungszeiten für Fachfremde bereit, meint sie. Viele Unternehmen und Privathaushalte suchen dringend Beraterinnen für energieeffizientes Bauen. Ich hatte nur eine dreimonatige Weiterbildung zu Energieeffizienz, aber damit konnte ich endlich zurück in meinen alten Beruf. „Ein Quereinstieg ist fast immer machbar.“ Ihr Tipp: „Sucht nach kostenlosen Weiterbildungen, falls ihr das Geld nicht habt. Mir hat die sechsmonatige Weiterbildung für Frauen mit Migrationshintergrund bei LIFE sehr geholfen, ich wurde schon im fünften Monat eingestellt. Bewerbt euch, auch wenn ihr nicht alle Jobanforderungen erfüllt!“

„Nutzt den ökologischen Bundesfreiwilligen Dienst.“

Irene Contu, Umwelttechnikerin aus Italien, nutzte die Chancen beim ökologischen Bundesfreiwilligen Dienst der Stiftung Naturschutz und arbeitet jetzt in der öffentlichen Verwaltung. Sie berichtete von vielen Hilfestellungen durch Kolleg*innen und Weiterbildungen bei ihrem Einstieg. In der Verwaltung würden Fachkräfte für Umweltthemen sehr gesucht. Sie traute sich Bewerbungen zu, obwohl sie oft nur vergleichbare Qualifikationen oder Praktika hatte. Ihr Tipp: „Wichtig ist es sich zu bewerben, denn wir können oft viel mehr als wir denken. Fast nie erfüllen Bewerber*innen alle Anforderungen, deshalb bewerbt euch trotzdem. Der Job sollte euch Spaß machen und gleichzeitig Umwelt, Natur und Klima verbessern. Zur Orientierung hilft da besonders der ökologische Bundesfreiwilligen Dienst und immer wieder neue Deutschkurse.“


Die Veranstaltung ist ein Angebot aus dem Projekt Ökothek.
Das Projekt wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Abteilung Frauen und Gleichstellung.